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Die wunderbare filmische Diegese von Jean Cocteaus ORPHÉE (F 1950; dt. ORPHEUS) irritiert diesseits wie jenseits der Spiegel – sei es durch Todesboten auf dem Motorrad, verkehrte Gesetze der Schwerkraft oder auch kinematographisch durch überraschend implementierte rückwärtslaufende Filmausschnitte, Backprojections und Negativbilder. Gleichzeitig ist es aber doch keine mythisch entlegene Welt, sondern eine im Nachkriegsfrankreich der 1940/50er Jahre verortbare, durchaus ›realistisch‹ wirkende Alltagswirklichkeit.
Im Folgenden wird genau dieses Zusammenspiel zwischen filmischen Realitätseffekten, alltagsweltlichen Darstellungsweisen und Beglaubigungsstrategien einerseits sowie Aspekten des Wunderbaren, Irrealen und Mythischen andererseits auf der Ebene der histoire und des discours untersucht. Es ist zu klären, wie Cocteau das Wunderbare inszeniert respektive seinen proklamierten ›Realismus im Irrealen‹ kalkuliert als ›Falle‹ nutzt, um schließlich der Wunderbarkeit von Poesie und Film zu huldigen.