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Ausgehend von Genesis 1–3, behandelt der Beitrag das religiöse Wissen über Adam im Frankenreich des 9. Jahrhunderts. Die Eliten sahen damals die Gnade Gottes als Voraussetzung dafür, dass die Franken politisch und militärisch erfolgreich sein konnten. Um die Gnade des Allmächtigen zu verdienen, war es notwendig, dass die Menschen gottgefällig handelten; dazu wiederum war ein richtiges Wissen über Gottes Willen unabdingbar. In den Schöpfungsberichten und der Erzählung über die Vertreibung aus dem Paradies wurden aus Sicht der gelehrten Exegeten gerade hierfür zentrale Fragen angesprochen: Die Genesis bot Aufschluss über die Beschaffenheit des Menschen und das Paradies, über die Anfänge von Sünde und Buße und über den freien Willen des Menschen und Gottes Allmacht. Der Beitrag zeichnet vor diesem Hintergrund zum einen nach, was verschiedene soziale Gruppen (gelehrte hofnahe Eliten, Bischöfe, Pfarrer) jeweils über Adam wussten (oder wissen konnten). Zum anderen arbeitet er eine Reihe von Faktoren heraus, die dieses Wissen im Zuge von Transfers in Raum und Zeit veränderten: die Zusammenstellung mit anderen Texten in Form von Handbüchern, Verfahren des Auslegens, Exzerpierens und Kompilierens, aber auch der Sprachwandel vom Lateinischen zu einer frühen Sprachstufe des Romanischen – und nicht zuletzt Unklarheiten und Fehler im Zuge des handschriftlichen Kopierens.