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Der heute überall zu beobachtende medizinische Pluralismus verstärkt das alte Phänomen der Kontakte zwischen Medizintraditionen. Zu den Reaktionen auf diese Kontakte gehören Abwehr, Rückbesinnung, Adaptation, Integration und Hybridisierung, aber auch kulturvergleichende Forschung. Dabei lassen sich verschiedene Denkmuster für Vorstellungen über Krankheit abstrahieren, z. B. Krankheit als Aggression, als gestörtes Gleichgewicht, als heiß oder kalt, als Folge von Verstößen. Im Blick auf Afrika, Asien, Lateinamerika und die monotheistischen Weltreligionen geht es um konkrete Formen solcher Muster sowie hiesige Faszination und Fehlinterpretation fremder Medizin. Für die medizinische Praxis kann die Beschäftigung mit anderen medizinischen Vorstellungen konkretes Verhalten z. B. ausländischer Patienten zwar nicht einfach voraussagen, aber verständlicher machen und damit allgemein für Anliegen von Kranken sensibilisieren.

In: Zeitschrift für medizinische Ethik

Medizinstudierende interessieren sich zunehmend für das neue Gebiet Global Health, das zur Verminderung gesundheitlicher Ungleichheit verschiedenartige Felder und Akteure zusammenbringt. Dieser Trend hat in der Medizinethik bisher kaum Niederschlag gefunden. Ethische Ansätze der WHO favorisieren als Akteure Staaten vor der Zivilgesellschaft; nur einzelne US-Universitäten bearbeiten auch schon globale Verteilungsfragen. In Deutschland betrifft das bisherige medizinethische Interesse an Globalisierung nur interkulturelle Differenz im deutschen klinischen und internationalen legislativen Bereich sowie globale Forschungsethik, also eine geographische Ausweitung klassischer bioethischer Themen. Global Health Ethics verlangt zusätzlich, medizinische Auslandseinsätze von Studierenden und Gesundheitspersonal, flüchtlings- und armutsbezogene Gesundheitsarbeit, Not- und Entwicklungshilfe sowie die gesundheitlichen Folgen von globalisierter Wirtschaft und Politik ethisch zu reflektieren. Dazu müsste bisherige Ethik eine bloße räumliche Expansion gewohnter Themen und Vorgehensweisen überschreiten.

In: Zeitschrift für medizinische Ethik

Während in Europa nach der langwierigen Trennungsgeschichte von Religion und Medizin heute ihre Berührungspunkte wieder interessant werden, besteht in afrikanischen Gesellschaften häufig eine ursprünglichere Einheit des Heilens, für die soziale und spirituelle Aspekte selbstverständlich Ursachen und Heilmittel für Gesundheitsprobleme bilden. Der Ablehnung, die sich aus dem dadurch verzerrten europäischen Blick auf Krankheitserklärungen wie Verhexung und Geistbesessenheit ergeben hat, begegnen afrikanische Christen in immer größerer Zahl mit meist ekstatischen Heilungsgottesdiensten der unabhängigen »zionistischen« Kirchen und Pfingstkirchen, in denen die weiter bestehenden Bedürfnisse und Vorstellungen von Heilung besser berücksichtigt sind als in den mit Europa verbundenen Großkirchen. Auf diese, auch in Industrienationen wieder zunehmend verbreitete Nachfrage nach »spiritueller Heilung« haben weder europäische Kirchen noch naturwissenschaftlich basierte Medizin bisher eine einheitliche und überzeugende Antwort gefunden.

In: Zeitschrift für medizinische Ethik
In: Gibt es eine universale Bioethik?

Das Recht auf Gesundheit, verstanden als umfassende Ansprüche und Ziele weit über den Gegenstand von Medizin hinaus, ist vielfältig institutionell abgesichert. Primär haben Staaten die Pflicht, die Menschenrechte zu achten, zu schützen und zu erfüllen. Ihre Tätigkeiten werden durch verschiedene UN-Organisationen, vor allem die WHO, sowie Nichtregierungsorganisationen ergänzt. Doch auch die Privatwirtschaft sowie informelle Institutionen – wie beispielsweise Sozialkapital und Gesundheitsidentität – können das Menschenrecht stärken oder schwächen.

In: Zeitschrift für medizinische Ethik

Between 1949 and 1989, both the Federal Republic of Germany (FRG) in the West and the German Democratic Republic (GDR) in the East, engaged in health-related relations with low-income countries in the global South. The strong position of the churches in West Germany and the dominant position of the state in the East provided the preconditions for diverging international health activities, as did differences in ideology and economic status. Activities entailed similarities (an initial focus on clinical therapy and material donations) and differences (in scale, composition of actors and conceptualization). Programs evolved gradually, reacting to circumstances rather than a master plan. By the late 1960s, international health assistance was mainly organized as a component of “development aid” in the FRG, while regarded as “solidarity” in the GDR, in both cases designed to spur changes in recipient countries according to the respective Northern models as components of a perceived direct, global East-West confrontation.

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In: Gesnerus